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Lektion 2: Phonologischer Wandel

Definition:

Auf phonologischer Ebene existiert Lautwandel im Konsonantismus und Vokalismus. Dabei gibt es viele verschiedene Phänomene, die in den Wörter zu finden sind.

Schlüsselkonzepte

  • Lautwandel bei den Konsonanten

    • 1. und 2. Lautverschiebung

  • Lautwandel bei den Vokalen

    • Monophthongierung

    • Diphthongierung

Einheit 1: Lautwandel bei den Konsonanten

Sprachwandel passiert auf verschiedenen Ebene der Sprache. Eine dieser Ebene ist die Phonologie.
Doch was ist Phonologie? Die Phonologie untersucht die Funktion und Position der Laute im Lautsystem als bedeutungsunterscheidende Einheiten. Die Phonologie arbeitet mit Phonemen. Ein Phonem ist die Bezeichnung für die kleinste bedeutungsunterscheidende Lauteinheit der Sprache. Das heisst, dass ein Phonem keinen Buchstaben beschreibt, sondern einen Laut. Alle Phoneme zusammen bilden eine Art neues oder erweitertes Alphabet und es kann in vielen Sprachen genutzt werden. Dieses Alphabet wird IPA (Internationales Phonetisches Alphabet) genannt. Weitere Informationen über das IPA findet Ihr über die beiden Links:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_IPA-Zeichen


https://www.internationalphoneticassociation.org/IPAcharts/inter_chart_2018/IPA_2018.html

In phonetischer Schrift (IPA) schreibt sich beispielsweise das Wort Preis so:
pʁɑɪs


Inwiefern kann sich Phonologie wandeln? Auf der Ebene der Konsonanten und auf der Ebene der Vokale. Zu Beginn werden die Konsonanten behandelt. Hier schauen wir uns das Phänomen der 1. und 2. Lautverschiebung an.


Erste Lautverschiebung:
Durch die 1. Lautverschiebung, die in einem längeren Zeitraum um 500 v. Chr. stattgefunden hat, wurde das Germanische aus dem Indogermanischen/Indoeurpäischen ausgegliedert. Daher nennt man diesen Prozess auch "Germanische Lautverschiebung" oder "Grimm’s Law". Betroffen waren dabei die Tenues (stimmlose Verschlusslaute) und die Mediea (stimmhafte Verschlusslaute).

Hilfestellung:
Zu den Tenues gehören p, t und k.
Zu den Mediea gehören b,d und g.

Diese Tabelle zeigt, wie sich die Laute gewandelt haben: Material 4.


Zweite Lautverschiebung:
Die 2. Lautverschiebung begann etwa um 500 n.Chr. und war gegen 800 n.Chr. abgeschlossen. Dieser Lautwandel wird auch "Hochdeutsche Lautverschiebung" genannt, denn sie trennt das Niederdeutsche und das Hochdeutsceh, die beide dem Germanischen entstammen. Betroffen waren erneut die Tenues und Mediea. Dabei hat das (Alt-)Hochdeutsche den Lautwandel vollzogen, das (Alt-)Niederdeutsche jedoch nicht. Dadurch entstand grob die heutige Dialektgliederung des deutschen Sprachraums: die niederdeutschen Dialekte werden im Norden des deutschen Sprachraums gesprochen, die hochdeutschen Dialekte im Süden.

Diese Tabelle zeigt, wie sich die Laute gewandelt haben: Material 5.


Fun Fact: Zusätzlich ist wichtig, dass beispielsweise Englisch die 2. Lautverschiebung nicht durchgeführt hat. Darum wird im Englischen auch noch Apple gesagt und im Deutschen Apfel. Die Ähnlichkeit bleibt jedoch sicht- und hörbar.

hist ling 8.png

Übung 1

Im Niederdeutschen ist noch heute das Verb tappen im Gebrauch, das in ähnlicher Form (to tap) auch im Englischen genutzt wird. Wie lautet die hochdeutsche Entsprechung? Warum?

Hier findest du die Lösungen

Einheit 2: Wandel im Vokalismus

Folgend werden auch einige Prozesse des vokalischen Wandels vorgestellt, die sich zum Frühhochneudeutschen hin vollzogen haben. Hier behandeln wir die Monophthongierung und die Diphthongierung.

Monophthongierung:
Die Monophthongierung ging vom mittleren Bereich des deutschsprachigen Raum aus und breitete sich ab 1.100 n.Chr. aus. Dabei wurden Diphthonge zu langen Vokalen: zwei zusammengesprochene Vokale wurden zu einem gekürzt.

Hier in der Tabelle ist zu sehen, wie sich die Vokale verändert haben: Material 6.

Hilfestellung:
Monophthong: Ein einzelner Vokal.
Diphthong: Zwei Vokale, die zusammen gesprochen werden. Beispiel: au, ei, ie

Diphthongierung:
Die Diphthongierung ging ab dem 12. Jahrhundert n.Chr. vom Süden des deutschsprachigen Raum aus und breitete sich dann nach Norden aus. Dabei wandelten sich lange Vokale zu zwei zusammenartikulierten Vokalen (Diphthonge).

Hier in der Tabelle ist zu sehen, wie sich die Vokale verändert haben: Material 7.

Übung 2

Lade dir das Materialdossier herunter, indem du auf den Link klickst. Du benötigst Material 8.
Schau dir die paar Sätze an. Falls du nicht viel verstehst, ist dies nicht weiter schlimm. Versuche, auf die Wörter zu achten. Erkennst du Wörter, die sich im Vergleich zum heutigen Deutsch gewandelt haben? Versuche, die vier Phänomene, die wir behandelt haben, im Text zu finden.

Hier findest du die Lösungen.

hist ling 8.png

Abschliessende Gedanken

Wir wissen aus der Einführung, dass die Phonologie sich ganz zentral im Zwiebelmodell befindet und daher nicht gross von aussen beeinflusst wird. Was denkst du: Was war der Grund, dass sich die deutsche Sprache dennoch auf die dargelegte Weise phonologisch gewandelt hat?

Link zur Bibliografie

Universität Bern

Länggassstrasse 49

3012 Bern

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