LEKTION 3: DEPENDENZGRAMMATIK
Definition:
Die Dependenzgrammatik beschreibt eine Reihe von Theorien, die auf den Beziehungen zwischen den Elementen eines Satzes beruhen. Dabei liegt der Schwerpunkt auf dem Verb. Es handelt sich um ein alternatives Beschreibungsmodell für die Satzanalyse.
​Schlüssel-Konzepte
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Die Zentralität des Verbs
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Die Valenz des Verbs
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Arten der verbalen Valenz
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Argumente und Adverbiale
LERNEINHEIT 1: DAS VERB IST DER STARTPUNKT
Das erste und wichtigste Konzept der Dependenzgrammatik ist die Zentralität des Verbs. Anders als in der traditionellen Grammatik, in der wir dazu neigen, der zentralen Rolle des Subjekts die meiste Aufmerksamkeit zu widmen, liegt der Schwerpunkt der Dependenzgrammatik auf dem Verb. Wir könnten uns das Verb als Ausgangspunkt für die Bildung eines Satzes vorstellen. Das Verb wird somit als Kern eines Satzes wahrgenommen, da es allein schon wichtige Grundinformationen über ein bestimmtes Ereignis liefert.
Wenn wir an ein Verb und seine Bedeutung denken, wird uns klar, wie viele Elemente für die Satzbildung erforderlich sind und welche Arten von Konstituenten wir brauchen. Zum Beispiel: die Verben „schlafen“ und „geben“ haben eindeutig zwei verschiedene Bedeutungen. Das Verb „schlafen“ braucht jedoch nur das Subjekt, um einen sinnvollen Satz zu bilden. Dies gilt nicht für das Verb „geben“. Neben dem Subjekt benötigt es sowohl ein direktes als auch ein indirektes Objekt, um einen Satz zu bilden.
Verben benötigen jeweils eine gewisse Anzahl an Satzgliedern, damit der Satz einen Sinn ergibt. Diese Eigenschaft wird als Valenz bezeichnet. Die Verben werden oft als Prädikate bezeichnet, während die Elemente, die sie benötigen, um einen grammatischen und sinnvollen Satz zu bilden, als Argumente bezeichnet werden. Tatsächlich gibt es verschiedene Arten von Argumenten (z.B. das Subjekt, das direkte/indirekte Objekt usw.). Das Prädikat kann auch durch ein Hilfsverb zusammen mit dem Hauptverb gebildet werden.
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Übung 1:
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Identifizieren Sie in Gruppen für jeden Satz das Subjekt, das direkte Objekt und andere Argumente (falls vorhanden). Warum gibt es in manchen Sätzen mehr als ein Argument? Diskutieren Sie gemeinsam über die Rolle des Verbs bei der Bestimmung der Anzahl der Satzglieder.
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Sie gab das Buch an John.
Sujekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:
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Sie Schreib einen Brief an ihre Brieffreundin.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:
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Der Schüler stellte dem Lehrer eine Frage.
Subjekt:​
Direktes Objekt:
Andere Argumente:
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Der Küchenchef bereitete ein köstliches Essen für die Gäste zu.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:
​
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Er überreichte seine Freundin einen Blumenstrauss.
Subjekt:​
Direktes Objekt:
Andere Argumente:
​​
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Sie boten der älteren Frau ihre Hilfe an.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:​​​
​
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Er hat eine Flasche Wein für die Party gekauft.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:​​​
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Der Regen zerstörte unsere Picknickpläne.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:​​​
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Die Katze hat die Maus in der Küche gefangen.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:​​​
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Sie haben im Park Fussball gespielt.
Subjekt:
Direktes Objekt:
Andere Argumente:​​​
Hast du die Übung abgeschlossen? 1. Sie gab das Buch an John. Subjekt: sie Direktes Objekt: das Buch Andere Argumente: an John 2. Sie Schreib einen Brief an ihre Brieffreundin. Subjekt: sie Direktes Objekt: einen Biref Andere Argumente: an ire Brieffreundin 3. Der Schüler stellte dem Lehrer eine Frage. Subjekt: Der Schüler Direktes Objekt: eine Frage Andere Argumente: dem Lehrer 4. Der Küchenchef bereitete ein köstliches Essen für die Gäste zu. Subjekt: der Küchenchef Direktes Objekt: ein köstliches Essen Andere Argumente: --- 5. Er überreichte seine Freundin einen Blumenstrauss. Subjekt: Er Direktes Objekt: einen Blumenstrauss Andere Argumente: seine Freundin 6. Sie boten der älteren Frau ihre Hilfe an. Subjekt: Sie Direktes Objekt: ihre Hilfe Andere Argumente: der älteren Frau 7. Er hat eine Flasche Wein für die Party gekauft. Subjekt: er Direktes Objekt: eine Flasche Wein Andere Argumente: --- 8. Der Regen zerstörte unsere Picknickpläne. Subjekt: der Regen Direktes Objekt: unsere Picknickpläne Andere Argumente: --- 9. Die Katze hat die Maus in der Küche gefangen. Subjekt: die Katze Direktes Objekt: die Maus Andere Argumente: --- 10. Sie haben im Park Fussball gespielt. Subjekt: Sie Direktes Objekt: Fussball Andere Argumente: ---
LERNEINHEIT 2: ARTEN DER VERBALEN VALENZ
Verben können nach ihrer Valenz und den verschiedenen Arten von Beziehungen, die sie herstellen können, gruppiert werden. Sehr einfache Sätze können nur zwei Argumente beinhalten, aber es gibt viel komplexere Möglichkeiten, die von der Valenz eines Verbs abhängen.
Es existieren fünf Arten der verbalen Valenz:
Avalente (nullwertige) Verben = Diese Kategorie wird durch Verben repräsentiert, die als „unpersönlich“ bezeichnet werden. Ein Beispiel ist das Verb „regnen“: Es regnet. Das Beispiel ist auf Italienisch deutlicher, da das Subjekt nicht unbedingt explizit ausgedrückt wird : „piove“.
Monovalente (einwertige) Verben = gemeinhin als intransitive Verben bekannt, wie z. B. „schlafen“: Sven schläft.
Bivalente (zweiwertige) Verben = auch transitive Verben genannt, wie das Verb "bekommen": Julia bekommt ein Buch.
Trivalente (dreiwertige) Verben = Dies sind Verben, die drei Argumente benötigen, wie das Verb „geben”: Sven gibt seiner Schwester ein Geschenk.
Quadrivalente (vierwertige) Verben = Dies ist die komplexeste (und seltenste) Kategorie von Verben, da sie vier Argumente erfordert. Ein Beispiel ist das Verb „mitgeben“: Heute hat Mario dem Chauffeur einen Brief für Julia mitgegeben.
Es sollte jedoch klar sein, dass ein einfacher Satz wie Julia hat ein Buch erhalten noch um weitere Elemente erweitert werden kann. Wir könnten also auch den Satz schreiben: „Julia hat ein Buch für ihr zukünftiges Studium der Linguistik an der Universität Bern erhalten." Wie Ihr seht, gibt es eine Vielzahl von weiteren Elementen, die wir gerade hinzugefügt haben. Diese Elemente tragen dazu bei, einen detaillierteren Satz zu bilden, sind aber nicht notwendig, um einen sinnvollen Satz zu bilden. Diese Elemente werden daher Adverbiale genannt, da sie nur zusätzliche Informationen zu unserem ursprünglichen Satz hinzufügen.
Übung 2:
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Gib für jeden Satz die Art der Valenz an.
Zum Beispiel:
Es regnet.
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avalent
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bivalent
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trivalent
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Die Sonne geht im Osten auf.
Bivalent
Monovalent
Trivalent
​
-
Kochen ist mein Lieblingshobby.
Avalent
Bivalent
Keines davon.​
-
Laura hat in der Schule Französich gelernt.
Bivalent
Trivalent
Quadrivalent
​
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Musik weckt starke Emotionen.
Monovalent​
Avalent
Bivalent.
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-
Lesen ist ein gutes Hobby​.
Monovalent.​
Bivalent.
Trivalent.
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Ein Regenbogen erschien nach dem Regen.
Avalent.​
Monovalent.
Keins davon.
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Im Frühling blühen die Blumen.
Monovalent​.
Quadrivalent.
Keins davon.​
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Es schneit.
Trivalent.​
Quadrivalent.
Avalent.
Hast du die Übung abgeschlossen? 1 Die Sonne geht im Osten auf. Bivalent.​ Monovalent. ✓ Trivalent. 2 Kochen ist mein Lieblingshobby. Avalent.​ Bivalent. ✓ Keins davon. 3 Laura hat in der Schule Französich gelernt. Bivalent.​ ✓ Trivalent. Quadrivalent. 4 Musik weckt starke Emotionen. Monovalent​. Avalent. Bivalent. ✓ 5 Lesen ist ein gutes Hobby. Monovalent.​ Bivalent. ✓ Trivalent. 6 Ein Regenbogen erschien nach dem Regen. Avalent.​ Monovalent. ✓ Keins davon. 7 Im Frühling blühen die Blumen. Monovalent​. ✓ Quadrivalent. Keins davon. 8 Es schneit. Trivalent.​ Quadrivalent. Avalent. ✓
Endreflexion für diese Lektion
Du hast gelernt, dass Verben nach ihrer Valenz unterschieden werden können, d. h. nach der Anzahl der notwendigen Elemente, die sie benötigen, um einen sinnvollen Satz zu bilden. Ein weiterer wichtiger Punkt in dieser Lektion ist der Unterschied zwischen Argumenten und Adverbien.
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Quellenverzeichnis:
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Di Meola, Claudio, La linguistica tedesca. Un’introduzione con esercizi e bibliografia ragionata, Bulzoni Editore, 2004.
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La Fauci, Nunzio, Compendio di sintassi italiana, Il Mulino, 2009.
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Sabatini, Francesco; Camodeca, Carmela; De Satis Cristina, Sistema e testo. Dalla grammatica valenziale all’esperienza dei testi, Loescher, 2011.
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Tallerman, Maggie, Understanding Syntax, Routledge, 1998.