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Lektion 4: Wie Einstellung und Motivation den L2-Erwerb beeinflussen

Analyse der Bedeutung von Emotionen, Einstellungen und Motivationen für den Erwerb und die Beherrschung einer L2.

Schlüsselkonzepte

  • Intrinsische vs. Extrinsische Motivation

  • Linguistische Gewohnheiten

  • Spracheuphorie

  • Angst vor der Sprache

  • Soziolinguistische Ökologie

  • Engagement beim L2-Lernen

Warum lernen wir Sprachen? Die Rolle der Motivation

 

Hast du dich schon einmal gefragt, warum sich einige von uns sofort auf das Erlernen neuer Sprachen stürzen, während andere vielleicht etwas zögerlicher sind? Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, sollten wir uns mit dem Begriff der Motivation beim L2-Lernen befassen.

Einfach ausgedrückt: Motivation ist der Grund oder Antrieb, etwas zu tun. Es gibt zwei wichtige Gründe, warum Menschen sich dafür entscheiden, eine neue Sprache zu lernen:

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  1. Intrinsische Motivation: Dies ist der Fall, wenn wir eine Sprache lernen, weil wir es wirklich wollen. Vielleicht ist es die Liebe zu einer bestimmten Kultur, der Wunsch, ausländische Filme ohne Untertitel zu sehen, oder der Nervenkitzel, sich in einer anderen Sprache zu unterhalten.
     

  2. Extrinsische Motivation: Dies ist der Fall, wenn uns äussere Gründe antreiben. Sei es, weil es in der Schule verlangt wird oder weil wir glauben, dass wir dadurch bessere Berufsaussichten haben werden.

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Nehmen wir die Schweiz als Beispiel, ein Land, in dem mehrere Sprachen gesprochen werden. Einige von uns lernen vielleicht eine neue Sprache, weil sie wirklich neugierig sind, oder weil sie sich mehr mit neuen Leuten und möglichen Freunden unterhalten möchten oder Filme besser verstehen wollen. Dies nennen wir "intrinsische Motivation".

Andererseits sehen einige von uns vielleicht die praktische Seite: Sie streben einen Job in einem anderen Teil der Welt an, wollen sich an einer internationalen Universität bewerben oder sich einfach nur die täglichen Aufgaben ein bisschen leichter machen. Wenn uns solche Gründe zum Lernen antreiben, nennt man das "extrinsische Motivation".

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Reflektion (5 Minuten):

Denkt an Eure eigenen Erfahrungen. Warum lernt Ihr eine zweite Sprache? Eher, weil Ihr diese mögt, oder weil Ihr andere Vorteile darin seht? Vielleicht ist es auch eine Mischung aus beidem?

Kritische Frage:

Seid Ihr der Meinung, dass das Bildungssystem sowohl intrinsische als auch extrinsische Motivation für das Sprachenlernen gleichermassen fördern sollte? Wenn nicht, welche sollte mehr betont werden und warum?

 

Tauscht Euch in der Klasse aus und prüft, ob Ihr Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in Euren Begründungen findet.

Wie beeinflussen unsere Gefühle und unsere Umgebung den Spracherwerb?

 

Kennst du das, wenn es mit bestimmten Dingen einfach 'klick' macht? Wie bei dem Song, den wir nicht aus dem Kopf bekommen, oder ein Hobby, das wir leidenschaftlich lieben? Ein ähnlicher Zusammenhang kann bei Sprachen auftreten. Diese Bindung ist jedoch nicht immer mit Positivität umhüllt. Unsere Gefühle gegenüber einer Sprache und dem L2-Lernen im Allgemeinen können sich radikal unterscheiden. Diese Gefühle können durch den Blick auf zwei verschiedene Extreme ausgedrückt werden: Spracheuphorie und Sprachangst.

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  1. Spracheuphorie: Die Freude und Aufregung, die man empfindet, wenn man sich vertieft mit einer neuen Sprache auseinandersetzt. Vergleichbar mit der Vorfreude, in ein neues Hobby oder in die fiktionale Welt deines Lieblingsfilmes oder -buches einzutauchen. In diesem Zustand fühlt sich jede sprachliche Leistung monumental an, oder einfach nur genussvoll!

  2. Sprachangst: Umgekehrt gibt es Momente, in denen wir an unseren Fähigkeiten zweifeln, eine Sprache zu beherrschen. Dies kann aus negativen Erfahrungen der Vergangenheit, äusseren Zwängen oder einfach aus der Komplexität der Sprache selbst resultieren.

 

Beide emotionalen Zustände beeinflussen tiefgreifend unsere Herangehensweise an das Sprachenlernen. Weitere Überlegungen:

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  1. Sprachliche Einstellungen: Hier geht es um unsere persönlichen Gefühle gegenüber einer Sprache. Wenn wir neugierig und aufgeregt sind, kann sich der Lernprozess eher wie ein spannendes Abenteuer anfühlen als eine lästige Pflicht. Betrachte es als einen Lieblingssport oder ein Hobby; je leidenschaftlicher wir sind, desto mehr Zeit und Energie sind wir zu investieren bereit.

  2. (Sozio)linguistische Ökologie: Das klingt nach etwas Kompliziertem, aber es ist ein Konzept, das L2-Lernen unglaublich immersiv machen kann. Stell dir vor, du pflanzst einen Baum. Für das optimale Wachstum solltest du den Boden, das Klima und andere Pflanzen, die ihn umgeben, verstehen. Ebenso geht es in der soziolinguistischen Ökologie um das Verständnis der "Umwelt" einer Sprache: ihrer Kultur, ihrem Platz in der Gesellschaft und wie die Menschen sie wirklich im Alltag gebrauchen. Durch die Schaffung eines "soziolinguistischen Gartens" rund um die Sprache, die wir lernen, machen wir sie zu einem Teil unseres täglichen Lebens, was das Erlernen einer L2 erheblich erleichtert.

 

Wenn du dich für ein neues Hobby wie Skateboarding interessierst, tauchst du wahrscheinlich in diese Welt ein – schaust dir Videos an, trittst Communitys bei oder folgst Influencer:innen. Ebenso taucht man in die soziolinguistische Ökologie einer Sprache in ihre "Welt" ein. Das steigert die Motivation, denn beim Lernen geht es nicht nur um Worte, sondern um Erfahrungen, Geschichten und Verbindungen. Es ist, als würde man den Sprachunterricht in spannende und euphorische Episoden einer Lieblingssendung verwandeln, die den Prozess angenehmer und fruchtbarer machen.

Übung 2: Tauche durch (Pop-)Kultur in deine “L2 (sozio-)linguistische Ökologie” ein! 

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Ziel: Nutze die Popkultur als Tor, um dich mit der Sprache, die du lernst, besser zu verbinden und sie zu verstehen.

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  • Bildet  eine Kleingruppe und betrachtet Eure gemeinsamen Hobbys oder Interessen, wie Filme, Sport, Mode, Spiele, Musik, und mehr.

  • Nutzt das Internet und sucht nach einem Lied, einem kurzen Videoclip oder nach Influencer:innen, die dieses Hobby/Interesse in der L2 Eurer Wahl diskutieren oder präsentieren.

  • Notiert Euch einige Wörter oder Sätze, die Ihr erkennt. Beachtet, was Euch fasziniert oder was Euch Lust macht – was motiviert Euch, die L2 weiter zu erkunden?

  • Teilen mit der Klasse: Spielt einen Ausschnitt ab oder zeigt einen Inhalt, den Ihr entdeckt habt, und besprecht, warum Ihr ihn interessant findet.

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Reflexion:

  1. Wie hast du dich gefühlt, deine persönlichen Interessen mit Inhalten in deiner L2 zu verbinden?

  2. Glaubst du, dass das Erforschen deiner Interessen in einer anderen Sprache, das Anzapfen der "Sprach-Euphorie" dich motivieren könnte, diese Sprache schneller oder vertiefender zu lernen?

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Kritische Reflexion:

Unter Berücksichtigung der Konzepte von Motivation und Spracheuphorie: wie denkst du, beeinflusst die Verbindung einer L2 mit etwas, das du leidenschaftlich liebst, deine Einstellung zum Erlernen dieser Sprache? Kann diese euphorische Verbindung das Sprachenlernen wirklich spannender und unkomplizierter machen? Diskutiert in Gruppen und teilt Eure Ergebnisse im Anschluss mit der Klasse.

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Hausaufgabenchallenge (optional): Entdecke einen weiteren Inhalt in einer L2, der deinen Interessen entspricht. Versuche, eine kurze Zusammenfassung oder Reaktion darauf zu schreiben und teile diese in der nächsten Stunde!

Abschliessende Gedanken

 

Sprache ist nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern eine Brücke, die uns mit neuen Welten, Kulturen und Erfahrungen verbindet. Wie wir gelernt haben, wird der Weg zum Erlernen einer neuen Sprache nicht nur von Lehrbüchern oder Vokabellisten diktiert. Dabei spielen persönliche Motivationen, Emotionen und das Umfeld eine zentrale Rolle. Auch wenn die Reise mit der Sprache für jeden einzigartig ist, kann das Verständnis der Feinheiten unserer Motivation und Einstellung den Prozess erheblich verbessern. Indem wir die Kraft der "Spracheuphorie" erkennen und nutzen, können wir unseren L2-Erwerb zu einer wirklich bereichernden und angenehmen Erfahrung machen. Während du deine Sprachlernreise fortsetzt, denke daran, sowohl die Herausforderungen als auch die Freuden anzunehmen, zu wissen, dass es bei jedem Schritt nicht nur um das Erlernen von Wörtern geht, sondern auch um die Erweiterung deines Horizonts. 

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Sources

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Cook, V., & Singleton, D. M. (2014). Key topics in second language acquisition. Multilingual Matters.

 

Haugen, E.I. (1981). The Ecology of Language. Stanford, CA: Stanford University Press.

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Kramsch, C. (1993). Context and culture in language teaching. Oxford uUniversity Press.

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Kramsch, C., & Steffensen, S. V. (2008). Ecological perspectives on second language acquisition and socialization. Encyclopedia of language and education, 8, 17-28.

 

Saville-Troike, M., & Barto, K. (2017). Introducing Second Language Acquisition. Cambridge University Press.

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